Burgerschaft Visp

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ZurKirchen - Eyholz

1712 erstmals als Bruger erwähnt

Wappen

In Rot, auf grünem Dreiberg, eine silberne Kirche, flankiert von 2 Türmen mit Zwiebeldach, mit schwarzem Tor und ebensolchen Fenstern, im Schildhaupt zwei schräggekreuzte gestürzte silberne Schlüssel, überhöht von einer ebensolchen Lilie. Die beiden Schlüssel wurden vom Priester Peter Joseph Zurkirchen (1670-1719) hinzugefügt. Die “weltlichen“ Mitglieder der Familien führten das Wappen meist ohne die Schlüssel.

Die Familie ZurKirchen (auch Zerkilchen, de Ecclesia, ad Templum, Deléglise, Déglise) hat ihren Namen durch den Wohnort in der Nähe einer Kirche erhalten. Da es bereits früh an mehreren Orten des Wallis Kirchen gab, entstanden dementsprechend auch verschiedene, voneinander unabhängige Familien dieses Namens.

Im Oberwallis tritt die Familie im Jahr 1301 auf. Die Rekluse (Einsiedlerin) Agnes nid der Kilkun, bei der Michaelskirche von Stalden, Tochter eines Wilhelms, wird begabt. 1362 heisst ein Johann de Ecclesia in Visperterminen begütert war. Martin de Supra Ecclesiam von Zermatt heiratete 1414 Agnesona Berthot, Tochter des Perret Berthot von Herens und erscheint später in Herens als Martin de Supra Ecclesiam alias Berthoz. Familien Zer Kilchen, Déglise und Deléglise sind seit dem 14. Jh. auch in den Kantonen Luzern und Freiburg bekannt.

Zu den ersten, in der Gegend von Visp erwähnten ZurKirchen gehört Schustermeister Bartholomäus ZurKirchen alias in der Rüttin, dessen Wohnhaus im Weiler Rüttin, in der ehemaligen Gemeinde Niederrunsen stand. Niederrunsen schloss sich 1817 mit Stalden zusammen und ist heute allgemein als “Neubrück“ (Stalden) bekannt. Im Jahr 1595 kaufte er von Jakob Zmillacher Wiesen und Hausanteile in Müllachren bei Niederrunsen. Als Gattin des Bartholomäus wird 1609 Salomena Venetz am Acker, Tochter des verstorbenen Theodul Venetz im Acker genannt. Die Familie Venetz am Acker besass grosse Güter in der Rüttin, weshalb anzunehmen ist, das Bartholomäus ZurKirchen auf dem Gut seiner Frau wohnte. Zwanzig Jahre später erscheinen in Zeneggen die zwei Männer Johann und Bartholomäus ZurKirchen. Waren es Söhne des Schustermeister Bartholomäus ZurKirchen?

Johann ZurKirchen gibt 1637 Satzung auf ein Gut in Zeneggen. Weitere Nachrichten über ihn fehlen. Zwischen 1633 und 1673 wird ein Thomas ZurKirchen, Sohn des Johann, mehrfach urkundlich erwähnt. Im Jahr 1633 war er Taufpate bei einem Kind von Bartholomäus ZurKirchen; 1652, 1654 und 1657 heisst er in Eyholz wohnhaft und amtete dort 1654 sogar als Wasserleitenvogt der “Undra”. Thomas ist am 24. April 1673 in Eyholz gestorben.

Bartholomäus ZurKirchen taucht erstmals in einer interessanten Urkunde vom 23. Oktober 1629 auf, in der er mit Joder Im Esch von Zeneggen Reben in Niederrunsen gegen Reben am oberen Egg tauscht. Niederrunsen war damals noch eine eigenständige Gemeinde, zu der auch der Weiler Rüttin gehörte. Bartholomäus ZurKirchen war mit Anna Mutter verheiratet, deren Name anlässlich der Taufe ihres Sohnes Peter ZurKirchen am 24. März 1633 genannt wird. Es ist wohl auch derselbe Bartholomäus, der im Jahr 1646 als Zeuge bei einem Kaufvertrag in Visp erwähnt wird. Weitere Nachrichten über diese Familie fehlen. Bartholomäus ZurKirchen starb im März 1663 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Visp.

Die gesicherte Genealogie der Familie ZurKirchen von Eyholz beginnt mit den drei Brüdern Bartholomäus, Johann und Peter ZurKirchen, Kinder des oben genannten Ehepaares Bartholomäus ZurKirchen und Anna Mutter. Interessant ist, dass mindestens zwei von diesen drei Brüdern das Schusterhandwerk erlernt hatten und damit auch ihren Lebensunterhalt bestritten.

Die drei Brüder und ihre Nachkommen sollen hier kurz beschrieben werden:

Bartholomäus ZurKirchen

von Beruf Schuster, verkaufte 1664 dem Johann Im Eich in Albenried einen Weinberg in Zeneggen am Ort genannt "in der Wannen". Als Zeugen bei diesem Geschäft waren seine beiden Brüder Peter und Johann anwesend. Bartholomäus starb bereits am 26. Juli 1678 in Zeneggen. Es ist nicht bekannt, ob er verheiratet war und Kinder hinterliess.

Johannes ZurKirchen

verheiratete sich vor 1663 mit der ebenfalls aus Zeneggen stammenden Eva Imwinkelried (†1709). Das Ehepaar blieb bis um 1672 in Zeneggen wohnhaft, zog dann nach Visp, wo Johann im Jahr 1680 als Einwohner und Sigrist erwähnt wird. Sie hatten mehrere Kinder, darunter die drei Söhne:

  • Johann ZurKirchen (1663-?) blieb in seinem Geburtsort Zeneggen wohnhaft, den er 1696 Gewaltshaber vertrat. Seit 1694 mit Catharina Galiatz aus Zeneggen verheiratet, ist er der Stammvater der letzten ZurKirchen von Zeneggen. Diese Linie starb 1832 aus.
  • Peter Joseph ZurKirchen (1670-1719), Pfarrer von Saas 1694-1719, Dekan von Visp seit 1710 und Titulardomherr seit dem 26. Juni 1695.
  • Bartholomäus ZurKirchen (1672-?), Zimmermannmeister und wie sein Vater Sigrist und Einwohner in Visp, heiratete 1699 Catharina Mutter aus Niederwald. Das Ehepaar liess zehn Kinder in Visp taufen, von denen später nur noch fünf erwähnt werden; die anderen starben wohl im Kindesalter. Das bekannteste dieser Kinder ist wohl der Priester Joseph Bartholomäus ZurKirchen (1703-1777), der 1738-1777 als Professor am Gymnasium in Sitten wirkte. Weiter sind noch vier Töchter bekannt: Maria Catharina ZurKirchen (1700-1760) die sich mit Peter Kamencind aus Gersau SZ verheiratete und in Eyholz starb; Anna Maria ZurKirchen (1707-?) die am 3. Mai 1754 noch lebte; Maria Margaretha ZurKirchen (1710-1779), die mit dem Sägermeister Martin Biderbost (†1777) verheiratet war; und schliesslich Anna Christina ZurKirchen (1717-1763), die Joseph Biderbost (†1760), der Bruder des genannten Martin, zum Manne hatte. Diese Linie starb mit dem Tod von Professor ZurKirchen 1777 aus.

Peter ZurKirchen

(1633-1689), geboren Zeneggen, von Beruf ebenfalls Schustermeister, hatte sich um 1658 mit Anna Eckart, Tochter des Schmieds Nikolaus Eckart und der Maria Heldner verheiratet. Er verliess Zeneggen und wohnte zuerst in Visp, wo auch seine ersten Kinder geboren wurden. Kurz vor 1670 wechselte er erneut seinen Wohnsitz und kam nach Eyholz, wo seine Frau einige Güter besass. Peter ZurKirchen starb bereits am 13. April 1689 in Eyholz. Durch den Verlust der älteren Protokollbücher der Burgerschaft Eyholz ist leider nicht bekannt, ob Peter ZurKirchen selbst, oder einer seiner Söhne das Burgerrecht von Eyholz erworben hat.

Mehrere Mitglieder dieser Familie versahen öffentliche Ämter, u.a.: Joseph ZurKirchen (1671-?) Vorsteher (Präsident) von Eyholz 1721, Kapellenvogt in der Ryti 1727, liess 1717 im Oberdorf ein grosses Haus erbauen; Joseph ZurKirchen (1710-1762), genannt der Kilchenmann, ebenfalls Vorsteher von Eyholz. In Eyholz erlosch die Familie 1904 mit Tod des 61jährigen Peter ZurKirchen.

Ein Zweig der Eyholzer Familie zog mit Johann Joseph ZurKirchen (1675-1756) im Jahr 1726 wieder nach Visp, ohne jedoch das dortige Burgerrecht zu erwerben. Mehrere Mitglieder dieser Familie versahen das Amt des Sigristen. Der letzte dieser Visper Linie war Joseph ZurKirchen, genannt “Sigristu-Josi”, der unverheiratet im Jahr 1831 verstarb.

Auf dem Bild sehen Sie das Zurkirchenhaus im Oberdorf aus dem Jahr 1716 erbaut durch Joseph Zurkirchen und seine Frau Christina Studer.

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